Augen auf!

Es war ein Abend gemeinsam mit Freunden in den warmen Spätsommernächten. Wir gingen entlang an den Straßen und tranken Bier, als wieder das Lästern losging. Ich weiß nicht mehr, wie wir darauf kamen. Auf jeden Fall unterhielten wir uns über einen alten Klassenkamerad, der in der 9. Klasse sitzen geblieben ist. Da er einen Amoklauf ankündigte, waren die vorherigen Tage in der Schule lauter Polizisten auf dem Schulgelände. Es vielen wie immer die Sätze "Kranker Vogel" und "Was für ein hässliches Opfer". Während die anderen lachten, dachte ich an das Gespräch zurück, das wir einmal hatten.
Er war ganz schön angetrunken und bat mich mit ihm ein bisschen spazieren zu gehen und zu reden. Ich weiß nicht, ob er sich noch daran erinnern kann mir es gesagt zu haben, aber es scheint wohl noch nie jemand gewusst zu haben. Damals hatte er mit seinen Bruder in der Garage am alten Feuerwehrauto seines Vates gespielt. Er war zu der Zeit 8 Jahre alt und hatte eine gute Kindheit. Jedoch ging er eines Morgens wieder zum Spielen in die Garage und fand seinen Vater.
Am Strick.
Hängend von der Decke.
Er hatte Selbstmord begangen.

Nach alldem Gelächter und weiteren schlechten und fiesen Wortspielen, die sich größtenteils auf sein Aussehen bezogen, entschied ich mich es einfach zu erzählen.
"Sein Vater hat sich umgebracht."
Ich blickte in die erstaunten Gesichter.
Es kam nur ein "Oh."
Dann hörten sie auf zu lästern und wir gingen still weiter.

Was ich mit der Geschichte sagen will, ist, dass niemand eine Sache grundlos tut oder sagt.
Jeder hat Gründe. Und man sollte keinesfalls urteilen, bevor wir diese Gründe nicht kennen.
Denn meist dann verstehen wir erst, was in dieser Person vorgeht.
Nicht jeder, der lächelt, ist glücklich.
Es ist nicht immer alles so heil, wie es scheint.
Also, tut mir ein Gefallen. Macht die Augen auf und hört zu. Schaut nicht weg.

Es könnte ein Leben retten.

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