Die Reise
Und dann flüstert dir der Tod süße Sätze in dein Ohr. Mit einer weichen Stimme, etwas heiser, trotzdem sehr angenehm. Die Kälte lässt dich zittern, wenn die Stimme da ist. Ein kurzer Schatten ist in deinem Raum. Schwarze Seelen, die dich besuchen, kurz aufschrecken lassen. Keine Angst mehr, die Stimme ist vertraut. Sie ist so sanft, das Leben schubst dich herum. Der Tod wartet, und du kannst es kaum erwarten.
"Komm zu mir, komm zu uns. Weg von hier, weg von dem was dich zerstört."
Manchmal wird die Stimme ehrlich, schon beinahe frech. Doch es macht Spaß. Training jeden Tag, der Schmerz lenkt dich von der Stimme ab. Doch sie kommt wieder, egal, was du versuchst. Du bist allein.
"Dich will hier keiner, das merkst du doch selbst. Bei uns bist du glücklich, hier wirst du es eh nicht mehr. Also worauf wartest du?"
Kurze Überlegung. Wie geht es am Besten? Ja, es gibt so viele Möglichkeiten weg zu kommen, und doch ist es schwer, denn du weißt nicht, was dich erwartet. Die Unsicherheit kommt zurück. Die Hoffnung auf ein Wunder wird größer. Doch dann wachst du auf, sieht, wie sie über dich lachen. Die, die dich mögen, melden sich nicht. Nein, wer vertraut wird nur verletzt. Doch einer wird immer auf dich warten. Der Tod.
"Na wann kommst du nach Hause? Das ist nicht dein Zuhause. Du merkst doch, du wirst doch nur enttäuscht. Mach dir nicht so viele Gedanken. Der Klügere gibt nach, sei nicht so dumm und naiv wie die anderen."
Hass ist, was nach so einer Tat folgen würde. Vielleicht Trauer und Ungewissheit, aber besonders Hass. Sie werden nicht überleben, so wie sie sich verhalten. Früher oder später werden sie eh sterben. Es werden nicht mehr, sondern weniger. Und somit immer weniger Hoffnung auf ein gutes Leben.
"Hey, komm, ich versteh dich. Du hast Recht, es sind bereits viele gegangen. Sie warten hier auf dich und sie werden sich auf dich freuen. Die Menschen, die da unten trauern, haben es vorher nie getan. Komm mit, und du wirst frei sein."
Was ist die Liebe schon? Sie geht rein und macht dich taub. Am Ende reißt sie das Herz heraus. Trotzdem ist da dieses schüchterne Angucken. Jedoch folgt Ignoranz. Ist das die Schüchternheit oder die Uninteresse? Am Ende sieht man ihn lachend mit jemand anderen. Da stellt sich die Frage, was machst du hier?
"Die Liebe ist es nicht wert. Menschen können nicht lieben. Du fühlst, und das lässt dich sterben. Seh es ein, sie nennen sich nur so, innen drin steckt nur ein schwarzes Loch, welches den Anweisungen der Menschheit folgt. Menschlichkeit ist nicht mehr vorhanden. Komm zu uns, hier sind keine Menschen, hier ist nur Glück."
Man vertraut. Die eine Hälfte beleidigt und verlässt, die andere Hälfte verspricht und meldet sich nie wieder. Es gibt nichts zum Leben. Gefühle lässt einen sterben, deshalb sind sie alle kalt. Man überlebt nicht mehr lange in dieser Welt, man wird nicht mehr gebraucht.
"Vertrauen kann man dort wo du bist niemanden, sie sind doch alle gleich. Sie sagen, zeigen dir, dass du nicht wert bist zu leben. Das da unten ist die Hölle glaub mir. Der Tod befreit dich, lässt dich fliegen. Ich mag dich, komm zu mir. Ich vermisse dich."
Die letzten Texte waren dürr. Würde man sie malen, wären sie schwarz weiß und ganz verschmiert. Ein paar Kleckser rot, mehr nicht. Die Tür knarrt, der Boden voller Wassertropfen. Die Augen sind rot, das Gesicht ist blass. Und da sind sie, die weißen Wunderkügelchen. Der Schlüssel zum Tod. Nichts gegessen, keiner da. Am Ende stirbt man einsam, aber wacht mit Gesellschaft auf. Das wird das erste für heute sein, was in mein Magen kommt und gleichzeitig auch das letzte für mein Leben. Ein Schluck. Genieße die letzten Lichtstrahlen. Schließlich legt man sich hin, der Boden kalt. Augen zu, denn der Zug fährt jetzt los.
"Ah, da kommst du endlich! Schön, dass du da bist. Jetzt kämpfe nicht, denk nicht nach. Sonst kehrst du zurück in die Hölle! Du hast es bald geschafft mein Liebes. Spürst du die Wärme vom Licht, die Wärme, die du so lange nicht mehr gespürt hast? Komm, wärm dich auf. Spürst du diese Leichtigkeit, diese Freiheit? Hier kannst du fliegen, du wirst nicht fallen. Nein, hier kannst du nicht fallen. Nimm meine Hand, und komm mit ins Paradies."
Ich bin angekommen.
Geschrieben am 11/01/2014
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